Die Menschen werden immer älter. Das ist eigentlich eine gute Nachricht, aber es bedeutet auch eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen. Bieten Pflegeroboter eine Lösung? Johan Hoorn, Erfinder des Pflegeroboters Alice, spricht über den Einsatz von Robotern im Gesundheitswesen.

In der Zukunft wird es nicht genug Menschen geben, um alle älteren Menschen angemessen zu versorgen, und das ist ein schrecklicher Gedanke. Das ist nicht nur eine schlechte Aussicht für die älteren Menschen, sondern wird auch den Druck auf die Pflegeanbieter erhöhen. Dr. Johan Hoorn, Forscher an der Vrije Universiteit in Amsterdam, forscht an sozialen Robotern. Sein Wissen in diesem Bereich teilt er auch bei Robopop – einem Pop-up-Labor für soziale Robotik. Dort können Sie an Robotern arbeiten und sich mit ihnen austauschen. Letztes Jahr kam sogar eine Roboterband, um Musik zu spielen!

Die unzähligen Möglichkeiten von Pflegerobotern

Das oben Gesagte deutet an, wozu die Roboter bereits in der Lage sind. Hoorn selbst hat den Pflegeroboter Alice entwickelt: ein Roboter für ältere Menschen. Diese älteren Menschen sind oft einsam. Alice sorgt nicht nur dafür, dass die Senioren eine gute Zeit haben, sie hilft auch bei praktischen Dingen. Alice kann zum Beispiel bei der Physiotherapie helfen und bietet ein offenes Ohr. Sie kann sogar ihre eigenen Entscheidungen treffen. Der Dokumentarfilm “I am Alice” zeigt, dass die älteren Menschen in kurzer Zeit eine Bindung zu dem Roboter kaufen. Hoorn sagt: “In den Wochen, in denen Alice zu den Senioren kam, war die Wirkung sehr positiv. Am Ende war es sogar schmerzhaft, den Roboter wieder wegzunehmen.”

Pflegeroboter für Bewegung, Begleitung und mentale Hilfe

Neben Alice gibt es viele weitere Roboter im Gesundheitswesen. “Es gibt Roboter wie Zora, die eher auf körperliche Bewegung ausgerichtet sind oder Paro, der eigentlich eine animierte Umarmung ist. Roboter wie KASPAR sind für Menschen mit Autismus. Alice hat von all diesen Maschinen den größten Gefühlsausdruck.” Alice nickt, macht zustimmende Geräusche und fragt weiter, wenn Sie eine Geschichte erzählen. Die Roboter können auf unterschiedliche Weise helfen: Zora hilft zum Beispiel auch gut bei Menschen mit Autismus.

Zora hat keine Mimik, und das hat seine Vorteile: Menschen mit Autismus haben manchmal Schwierigkeiten, das zu erkennen. Die NPO-Dokumentation über Zora “Nie wieder einsam mit Zora, einem Pflegeroboter” zeigt deutlich, dass es ab einem bestimmten Punkt keine Rolle mehr spielt, ob der Roboter “echt” aussieht oder nicht. Die Älteren sind wieder in ein Gespräch vertieft und beantworten Zoras kindische Fragen. Sie bleiben aufmerksam, wenn Zora in der Nähe ist.

Paro hingegen sieht aus wie ein Seehund und möchte die Gesellschaft eines Tieres nachahmen. Er macht Geräusche, bewegt seinen Kopf und seine Pfoten und lässt sich wunderbar streicheln. Die Auswirkungen sind sehr positiv: Die Benutzer werden sozialer, und Paro reduziert den Stress sowohl für die Benutzer als auch für die Betreuer, weil sie ihre Aufmerksamkeit aufteilen können.

Stilvolle Designroboter mit Funktion

Tinybots, ein Start-up aus dem niederländischen Nijmegen, hat in den letzten Jahren mit dem Pflegeroboter Tessa große Erfolge erzielt. Kein Tier, kein Gesichtsausdruck, aber aus Holz und mit Pflanzen oben drauf. Tessa erinnert ältere Menschen an ihre Medikamente oder an den Besuch von Angehörigen und merkt, wenn es zu lange still bleibt. Seit März 2018 ist Tessa bereits bei 500 niederländischen Senioren zu finden und kostet etwa 1 € pro Tag.

Eine besondere Art von Pflegeroboter ist Somnox, ein schlafender Roboter. Dieser knuddelige Roboter hilft Menschen jeden Alters, die unter Schlafproblemen leiden. Es ist der erste schlafende Roboter der Welt! Somnox hilft Ihnen, ruhig zu atmen, zeichnet Ihr Schlafmuster auf und sorgt dafür, dass Sie ruhig und mit natürlichem Licht aufwachen.

Der Pflegeroboter: nur positiv?

Trotz dieser positiven Ergebnisse sind viele Menschen skeptisch. Ist der menschliche Kontakt nicht wichtiger? Es wird auch befürchtet, dass Roboter das Pflegepersonal überflüssig machen werden. “Pflegeanbieter haben oft gemischte Gefühle. Sie freuen sich für ihre Kunden, weil es so gut funktioniert und das Wohlbefinden fördert. Sie fürchten auch um ihre Arbeitsplätze. Man sollte lernen, wie sich die Arbeit verändert und dass der Pflegeroboter zum unterstützenden Kollegen wird und nicht zum Jobjäger”, sagt Horn.

Über die Langzeitwirkungen mit Alice ist noch nicht viel bekannt. “Länger als diese fünf Wochen hat noch nie jemand eine Studie mit Alice gemacht. Wir wissen also nichts darüber.” Natürlich ist der Roboter ein Roboter und kein Mensch – also wird immer noch eine Steuerung benötigt. Obwohl es sich um einen Roboter handelt, hilft er, bestimmte Bedürfnisse zu erfüllen.

Pflegeroboter in der Zukunft

Werden in Zukunft mehr Pflegeroboter eingesetzt, so wie jetzt schon Zora und Paro regelmäßig in Pflegeheimen eingesetzt werden, auch in den Niederlanden? “Das ist schwer zu sagen. So wie es jetzt läuft, wird es hier in den Niederlanden noch mindestens 20 Jahre dauern. Wenn wir uns anstrengen, ist das in zwei Jahren zu schaffen. Aber ich sehe eine nicht sehr mutige Gesellschaft, die eher zuschaut, als zu handeln.”

Wären Pflegeroboter überhaupt bezahlbar? “Die Erschwinglichkeit hängt von der Größenordnung ab, in der sie produziert werden können. Und auf die Modelle, die Sie herausbringen: von sehr einfach bis sehr fortgeschritten. Die Menschen werden sich einen sozialen Roboter für die Gesellschaft kaufen, um länger unabhängig zu bleiben und sich damit sozial zu profilieren, so wie man es mit Kleidung oder einem Auto tut.”